RAYMOND JARCHOW | ALTE MÄNNER
Joachim W. – einundsiebzig
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Joachim W.
Eins, das muss ich erzählen. Ich war 50 oder 60, bestimmt. Da spielte ich noch bei Dahlberg. Wir spielen in Carlow gegen Carlow Alte Herren. Das war immer ein harter Gegner, da wusste man nie wer gewinnt. Wir fangen das Spiel an. Es steht null zu null. Da kommt ein Schuss aufs Tor, aus 16, 20 Metern. Ich fliege in die linke Ecke. Der Ball wird unterwegs abgefälscht durch einen Spieler. Ich kriege die Beine noch hoch und lenke den Ball über die Latte. Ich war schon in einer ganz anderen Ecke und krieg die Beine instinktiv noch hoch. Sonst hätte es eins zu null gegen uns gestanden. Wir hätten nie gewonnen. Zum Schluss haben wir das Ding drei null gewonnen. Ich seh den Stürmer immer noch, der hat mich so ungläubig angeguckt. Das konnte er nicht begreifen. Aber ich auch nicht. Das war einmalig. Der Ball war nicht mehr zu halten. Davon erzählen sie heute noch, die Dahlberger. Das haben sie nie vergessen, meine ehemaligen Kameraden.

Meine Mannschaft hat immer Angst gehabt, dass ich auf dem Sportplatz tot umfalle. Ich habe ihnen erklärt, dass der Tod für mich kein Schrecken ist und dass das mit meiner Frau abgesprochen ist. Sie sollen mich dann ins Auto setzen und bei Edeltraud abgeben und kein Tatü-Tata veranstalten. Wenn ihr mich nicht mehr wollt, hab ich gesagt, dann suche ich mir einen anderen Verein. Dann haben sie mich nicht mehr aufgestellt und seitdem habe ich den Verein gewechselt. Ich spiele in Ratzeburg bei den alten Herren und bin dort anerkannt. Alte Herren, das sind Leute ab 32. Zwei sind 26, aber der Rest ist so um die 40, 50 rum und ich bin 72. Ich bin mit Abstand der Dinosaurier.
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