RAYMOND JARCHOW | ALTE MÄNNER
Oskar K. – achtzig
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Oskar K.
Wir haben zwei Baugeschäfte aufgemacht, mein Vater eines und ich eines. Jeder hatte ungefähr 8-10 Arbeitskräfte und es lief ganz gut, aber es war zu erkennen, dass das nicht so bleiben würde in der DDR. Und dann, 1958, aus heiterem Himmel wurden wir morgens um 5:00 Uhr aus den Betten geholt und verhaftet. Das war eine Aktion, die nicht nur uns beide betraf sondern ein Dutzend Bauunternehmer im Kreis. Wir wurden in einem Prozess in Rostock alle verurteilt, mein Vater zu drei Jahren Zuchthaus und ich zu einem Jahr auf Bewährung. Ich wurde nach einem halben Jahr U-Haft mit dem Urteilsspruch entlassen.

Dazu die Enteignung. Das Anwesen in N., das Haus, der Lagerplatz und was man für einen Baubetrieb alles braucht wurden volkseigen. Ich war gebrandmarkt; die Zeitungen waren voll von den Bauschiebern. Aber ich bin hiergeblieben und wurde beim volkseigenen Baubetrieb als Ingenieur eingestellt. Zu den Mitarbeitern hatte ich schnell Kontakt gefunden, weil man erkannt hatte, dass wir nicht die Verbrecher waren, als die man uns dargestellt hatte. Ich wurde schnell geachtet, ohne zu übertreiben, weil ich auch Leistung brachte. Ich hatte es nicht bereut, dorthin zu gehen.

Meine Frau hat sich sehr aufgeopfert damals bei dem Prozess. Sie war jeden Tag in Rostock gewesen, obgleich sie unseren Sohn, er wurde während meiner Haftzeit geboren, versorgen musste. Wir werden in absehbarer Zeit das 50. Hochzeitsjahr erleben.
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