RAYMOND JARCHOW | ALTE MÄNNER
Heinz B. – dreiundachtzig
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Heinz B.
Ich habe ein Gedicht gemacht von Wolfgang Borchert "Sag Nein", dreieinhalb Meter lang gedruckt. Das habe ich in die Mensa gehangen. Da waren Wettbewerbe jedes Jahr. Vom Verband kam einer und hat das bewertet. Ich bekam den ersten Preis. Dann ist es gemeldet worden zum Rektor. Zehn Minuten später musste ich es wegnehmen, weil es pazifistisch war. Ich habe meine Stasiakte gelesen. Sechs Leute haben immer aufgeschrieben, was ich gesagt habe. Nichts schlimmes. »Er hat gesagt, er nimmt kein Gewehr in die Hand.«

Ein paar Jahre später, bei meiner Frau, die war ja immer zuhause, haben sie geklingelt.
Zwei Leute. Sie kommen vom Bauamt. Sie wollen die Statik überprüfen. Das waren zwei von der Stasi. Sie haben alles in meinem Zimmer aufgeschrieben was da lag. Ich hatte von Leonhardt ein Buch. Das lag Gott sei Dank nicht auf dem Tisch.
Sie waren auch im Zimmer von meinem Sohn. Dann sind sie zur Schule gegangen. Mein Sohn sollte mich bespitzeln. Er war 15. Aber dann hat mein Sohn den Wehrunterricht nicht mitgemacht und sie haben geschrieben, den können wir nicht benutzen.
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