RAYMOND JARCHOW | ALTE MÄNNER
Wolfgang K. – achtzig
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Wolfgang K.
Dann wurden wir ausgesiebt. Ich kam in die Sergeantenmesse. Der Engländer ist ja ein ganz armes Schwein. Der hat diese Teller aus verzinntem Blech. Die laufen immer an, immer blau. Die mussten geschrubbt werden mit Katzensand, damit die wieder in Ordnung gingen. Ich wurde Teekellner.Ich musste morgens Tee kochen im Eimer und habe dann bei den Sergeanten am Bett die Prothese rausgenommen aus dem Becher, Wasser ausgekippt und Tee rein gemacht. »Good morning, Sir.«

Die haben alle künstliche Zähne gehabt. Ein Engländer mit 25 oder 27 Jahren, der hat wenig eigene Zähne. Und dann lag eine Zigarette da oder zwei, also nun nicht bei allen. Ich war Millionär. Mensch, ich brauchte nicht meine Hosen bügeln, ich brauchte mein Hemd nicht waschen. Abends mussten wir kellnerieren. Dann hatten wir weiße Jacken an, schwarze Hosen, Khakihemden, Khakikrawatte. Aber wehe dem, da war was dreckig. Aber tip tap haben wir das in der Wäscherei abgegeben. Wir gingen wie aus dem Ei gepellt. Aber auf dem Oberschenkel und auf dem Gesäß war PW drauf, Prisoner of war, Gefangener des Krieges. Das kriegten wir nicht raus. Wir haben Versuche gemacht. Wir haben eher den Stoff kaputt gewaschen, als wie die Farbe raus zu kriegen. Wir haben uns dann damit abgefunden.
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