RAYMOND JARCHOW | ALTE MÄNNER
Heinz F. – vierundachtzig
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Heinz F.
Ich bin 1926 geboren in Heubach im Thüringer Wald in der Nähe des Rennsteigs. Wir sind eine kinderreiche Familie gewesen, wir sind fünf Jungs. Ich bin der mittlere. Von den fünfen leben vier noch, einer ist gestorben vor zwei Jahren an Krebs. Die Mutter ist auch an Krebs gestorben, schon mit 40 Jahren. Sie hat das Haus versorgt, die Kinder und vor allen Dingen Heimarbeit musste sie machen, weil wir ja Hinterwäldler gewesen sind. Und da gab es ja keine Arbeit in dem Sinne, nur Heimarbeit und von Heimarbeit ist ja die Familie am Leben und am Überleben geblieben. Sie musste Puppen nähen, mit der Nähmaschine und dann mit der Hand. Kleine Handpuppen, die wurden mit Sägespänen ausgestopft und haben einen Porzellankopf gekriegt. Das war ja die große Mode.

Nach der Schule mussten wir da alle mit ran, das nützte alles nichts. Wir Kinder waren es ja gar nicht anders gewöhnt. Nach den Schularbeiten wurde rangeklotzt an die Heimarbeit, manchmal auch nachts noch bis um neun, um zehn wurde da genäht.
In der großen Stube wurde alles gemacht. Da wurde gegessen und wurde Heimarbeit gemacht und wurde gespielt. Es war jedenfalls ein Zimmer, das beheizbar war. Eine Lampe hing in einer Ecke. Die war dort, wo der Arbeitstisch stand. Oben war ein Schirm drüber und an der Seite Fransen dran, ein richtiger Staubfänger. Eine Birne mit 25 Watt, das war auch schon hoch. Meistens warens bloß 15 Watt, weil das ja viel Geld gekostet hat. Die Kilowattstunde hatte seinerzeit 2,38 Mark gekostet. Das war sehr viel Geld und da wurde gespart an jeder Ecke. Im Schlafzimmer hatten wir überhaupt kein Licht. Das Hauptlicht war in der Stube, in der Küche und im Stall. Das Licht ist nur angeschaltet worden, wenns unbedingt sein musste. In der Dämmerung gabs kein Licht. Da wurde nicht angeschaltet.
So war das.
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